Kürzlich hat Valve überraschend den weiteren Verkauf des durchaus beliebten "Steam Link" eingestellt, leider ohne einen Nachfolger anzukündigen.(Meldung Golem)

Nun wird klar weshalb sie die Entwicklung der Steam Link App für Android so stark vorantreiben. Hier kann sich Valve deutlich besser auf die zugrundeliegende Software konzentrieren, hat aber natürlich auch die hardwaretechnischen Vorraussetzungen nicht so gut unter Kontrolle.

Der Support soll zwar zunächst fortgesetzt werden, allerdings werden irgendwann einfach die technischen Gegebenheiten nicht mehr ausreichen. Streaming in 4k unterstützt die Box bereits jetzt nicht.

Aber was bringt eine Android-App für das in-house Streaming? Einige Versionen des Betriebssystem einiger Samsung-Fernseher als auch Android TV bieten die App in Ihren App-Stores an. Diese Lösung ist sehr elegant, kommt sie doch ohne eine weitere Box aus. Allerdings ist man abhängig vom TV-Hersteller was den Langzeitsupport angeht. Häufig wird der Support für einige Apps nach 1-2 Jahren eingestellt.

Was macht danach oder schon heute mit älteren Geräten? Viele versuchen ihrer Flimmerkiste mit einem Smart-TV-Stick noch ein paar Jahre abzutrotzen. Geeignete Kandidaten wären der Fire TV & Co von Amazon, zumal hier die Software auf Android basiert - na dann los.

Sample Image

Installation

Stick anstöpseln, Wifi einrichten, Bluetooth-Controller koppeln und los gehts. (eine vollständige Anleitung gibt's bei Amazon.

Steam Link App installieren.. achso die gibts nicht im Appstore.. okay dann per Sideload.

  1. Apps2Fire (Link Playstore) auf Smartphone installieren.
  2. "ADB Debugging" und Apps von "Fremdquellen zulassen aktivieren" (Einstellungen > Mein Fire TV > Entwickleroptionen)
  3. Wenn Smartphone und Fire TV im gleichen Netzwerk sind, sollte Apps2Fire den Fire TV finden
  4. Steam Link App auf Smartphone herunterladen. Der Stick untersützt nur die Architektur armeabi-v7a und kein 64bit. (Steam Link Beta 1.1.26)
  5. Per Apps2Fire auf dem Fire TV installieren
  6. Steam Link App starten
  7. Er sucht ein Weilchen nach dem Controller und nach einem Rechner mit gestartetem Steam (wichtig!)
  8. Tada es sollte sich ein Bild zeigen.

Erfahrungen

Zunächst einmal sollte man noch die Belegung der Controllertasten im Steam vornehmen. Das ganze am besten direkt am Rechner, im Streaming ist das zum Haare raufen.

Überraschend schnell zeigen sich Bild und Ton - keine Fehler - geht einfach. Aber es ist träge. Der Versatz beträgt vermutlich nur 300ms aber es reicht, dass kein Spielen möglich ist.

Okay optimieren wir ein wenig. Den Laptop direkt ins LAN hängen, irgendwo gelesen, dass in der App HEVC-Encoding auszuwählen sei usw. Es ändert aber leider nichts...

Nun gut, bestimmt ist nur das Notebook zu schwach für Streaming. Desktop-PC hochgefahren, Streaming starten und........ gar nichts. Das Bild bleibt schwarz.

Auch nach einigem Probieren lässt sich mein Desktop-PC nicht zum Streaming überreden.

Fazit

War's wieder nichts. So lange wie In-House Streaming propagiert wird, solange funktioniert es auch schon nicht. Ich bleib dran. Vielleicht braucht der Fire TV doch noch LAN. Ich werde berichten.

02.12.18 Update 1

Nun hat mich ein wenig der Ergeiz gepackt. Wenn auch das Notebook nicht für Gaming taugt, so sollte es doch für Streaming reichen. Also kurzerhand Steam auf dem etwas betagten HP (Elitebook 820 G2) installiert. Wenn man den Bluetooth Controller koppelt wird er durch die Cloud direkt samt Konfiguration erkannt - hübsch. Da der Hauptrechner schon läuft wird direkt angeboten mein Testspiel "Sonic & All-Stars Racing Transformed" von dort zu streamen - auch das stimmt zuversichtlich.

(Noch) im WLAN zuckt das Intro ein wenig aber es läuft flüssig durch. Die schnelle Überblendung zum Hauptmenü geht jedoch in digitalen Klötzchen unter.

Input-Lag? Nicht bemerkbar. Im Spiel selbst merkt man auch von den Kompressionsartefakten nicht mehr viel, außer es ändern sich zu viele Bildinhalte auf einmal - Rennspiele sind hierfür natürlich prädestiniert. Mit Netzwerkkabel verschwinden noch einige zuvor auftretende Ruckler, so dass es robuster erscheint.

Also bleibt die Vermutung, dass auch ein Netzwerkkabel nicht die Input-Lag Probleme mit dem Fire TV beheben wird. Für diese Plattform müsste vermutlich die Steam Link App optimiert werden. Die WLAN Verbindung ist tatsächlich sehr stabil. Vielleicht muss doch einer kleiner Rechner für das Streaming her oder doch noch einen Hardware Steam Link.

23.12.18 Update 2

Ich hatte mich schon länger gewundert, weshalb der Raspberry Pi bisher nicht als Steam Link zu verwenden war. Für die Nutzung als ThinClient gibt es bereits seit längerem Pakete oder sogar ganze Images. Nach dem Ende des Steam Links nun also - ein Package für den RPi 3. Na dann, los geht's.

  1. Raspberry Image herunterladen und mit Win32DiskImager auf die microSD-Karte bringen. https://www.raspberrypi.org/downloads/ https://sourceforge.net/projects/win32diskimager/
  2. Einrichtung mit Hilfe des raspi-config Tools. (locale auf de_DE.UTF-8 UTF-8 und Wifi konfigurieren)
  3. Die ganze Installation mal initial updaten (sudo apt-get update && sudo apt-get dist-upgrade)
  4. Das bereitgestellte Package von Valve installieren. (sudo apt install steamlink) https://support.steampowered.com/kb_article.php?ref=6153-IFGH-6589
  5. Applikation starten

Beobachtungen

Die Anwendung sieht 1:1 wie die Android App aus - schön. Offensichtlich sind Anpassungen zur verwendeten Hardwarebasis unbedingt notwendig, denn anderes als beim Fire TV Stick, bemerke ich fast keinen Input-Lag. Allerdings kommt es im WLAN (sowohl 2,4Ghz als 5Ghz-Netz) aller 30-40 Sekunden zu einem kompletten Zusammenbruch des Bildes mit Artefakten etc. Im kabelgebundenen Netzwerk habe ich das nicht beobachtet.

Praktischerweise kann für die App auch ein Eintrag in RetroPie, einer Emulatorsammlung für ältere Spielkonsolen, angelegt werden. Somit hat man eine kleine feine Streaming-Konsole im Wohnzimmer. Dann halt ohne Fire TV. https://www.youtube.com/watch?v=R7DKWHmgF7I